Eine kürzlich erschienene Studie zeigt, dass Schwedens staatliche Forstfirma Sveaskog FSC-Schlüsselhabitate, welche einen entscheidenden Lebensraum für viele akut bedrohte Lebewesen darstellen, aus ihrem internen Register entfernt. Foto: Elin Götmark und Helena Björnström.

Schweden gerät immer mehr unter Druck für die schlechte Bewirtschaftung seiner staatlichen Wälder. Eine kürzlich erschienene Studie zeigt, dass Schwedens staatliche Forstfirma Sveaskog FSC-Schlüsselhabitate, welche einen entscheidenden Lebensraum für viele akut bedrohte Lebewesen darstellen, aus ihrem internen Register entfernt. Diese Wälder sind dann zum Kahlschlag freigegeben. Gleichzeitig haben alle Schwedischen Umweltorganisationen gemeinsam eine von 45‘000 Bürgern unterzeichnete Petition eingereicht, welche den schwedischen Staat auffordert Sveaskogs Wertschöpfungspflicht zu ändern.

“Schweden stellt sich gerne als Musterkind für nachhaltige Forstwirtschaft dar, während dies in der Realität nichts als Grünwaschen ist“, sagt Elin Götmark, Sprecherin für Schützt den Wald (Skydda Skogen).

„Die Umwandlung von Schwedens natürlichen Waldökosystemen in industrielle Monokulturen geschieht auch heute noch Tag für Tag. Gleichzeitig geht auch der Kampf um die letzten ungeschützten Natur – und Urwälder weiter. Entsprechend dem UNO Übereinkommen für biologische Vielfalt sollte Schweden mindestens 17% der produktiven Waldfläche schützen. Zudem verlangt die EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie, dass die westliche Taiga günstigen Erhaltungszustand hat. Schweden ist weit davon entfernt. Die Wälder, welche für das Erreichen des Ziels benötigt werden, fallen dem Kahlschlag zum Opfer, jeden Tag“, sagt Elin Götmark.

Der Bericht “Urwälder unter Bedrohung durch den schwedischen Staat“ von Schützt den Wald und Greenpeace zeigt, wie Sveaskog bekannte Schlüsselhabitate abregistriert hat. In einigen der abregistrierten Wäldern wurden Artinventarisierungen durchgeführt, welche auf hohen Naturschutzwert hinwiesen. Der Kahlschlag einiger dieser Bestände ist auch schon in Planung. Dies bedeutet, dass Kunden, welche FSC zertifiziertes Holz kaufen, betrogen werden. Das Abholzen von Schlüsselhabitaten ist unter der FSC Zertifizierung untersagt. Auch Sveaskog ist FSC zertifiziert.

Sveaskog wird vom schwedischen Staat angewiesen, Gewinn zu erzielen. Dies bedeutet oft Kahlschlag vor Naturschutz, auch in Wäldern mit nachgewiesenen hohen Naturschutzwerten. Eine Kampagne von 23 schwedischen Umweltorganisationen hat während der vergangenen Monate zahlreiche Beispiele von Wäldern mit hohem Naturschutzwert, wo Kahlschläge geplant oder schon durchgeführt wurden, gesammelt.

„Schwedens Wälder und ihre Habitate sind in einem kritischen Zustand. Die Kampagne ‚Unser Wald‚ fordert, dass die schwedische Regierung die Anweisung zur Gewinnschöpfung an Sveaskog ändert, damit Sveaskog in der Zukunft Naturschutz vor Kahlschlag wählen kann“, sagt Lina Burnelius, Sprecherin für Bio-Ökonomie bei Greenpeace.

„Die letzten Wälder mit hohem Naturschutzwert in Schweden müssen geschützt werden. Diese Wälder suchen Ihresgleichen an biologischer Vielfalt und Kohlespeicher, welche, solang der schwedische Staat via Sveaskog diese Wälder kahlschlägt, nicht bewahrt werden können. Die Umwandlung von natürlichen Ökosystemen in Monokulturen muss aufhören. Weder die Artenvielfalt noch das Klima ertragen die enormen Kahlschlagflächen von heute“, sagt Lina Burnelius.

“Wir verlangen, dass Waldwirtschaft, im Gegensatz zur gängigen Praxis, es möglich macht unsere nationalen und internationalen Übereinkünfte tatsächlich zu erzielen. Schwedens Wälder sind unsere natürliche Lösung gegen den Klimawandel. Dies jedoch nur, wenn die letzten Überbleibsel natürlicher Waldökosysteme geschützt werden. Sollen wir das 1.5 Grad Ziel erreichen, müssen diese Wälder geschützt werden“, sagt Lina Burnelius.

Nicht nur auf Sveaskogs Land ist die Artenvielfalt unter Bedrohung. Eine landesdeckende Inventarisierung von Schlüsselhabitaten wurde kürzlich gestoppt. Dadurch entsteht die Möglichkeit, dass Holzprodukte aus artenreichen Schlüsselhabitaten unbemerkt unter dem FSC Signet an ahnungslose Kunden in Bauhäusern weltweit verkauft werden.

„Durch den Abbruch dieses Inventarisierungsprogramms bricht der schwedische Staat internationale Übereinkommen zum Erhalt der Artenvielfalt“, sagt Elin Götmark.

Deutschsprachige Kontaktperson bei Schützt den Wald:

Julian Klein, +46 72 737 42 34, jg.klein@protonmail.com,

Pressekontakt auf Englisch:

Elin Götmark, Sprecherin für Schützt den Wald,
+46 70 678 74 23, elin.gotmark@fripost.org

Lina Burnelius, Sprecherin für Bio-Ökonomifragen, Greenpeace
+46 72 214 43 60, lina.burnelius@greenpeace.org